Handwerk
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Drechsler und Feindrechsler
Früher nannte man die Drechsler auch Dreher, nach ihrem hauptsächlich verwendeten Werkzeug, der Drehbank. Die Dreher gliederten sich auf in Büchsen-, Pippen-, Trompeten- und Körbchendreher. Die sogenannten "Büchsen" waren runde Behältnisse mit abnehmbarem Deckel zur Aufbewahrung verschiedener Gegenstände, namentlich Küchenvorräte.

Pippendreher stellten zweiteilige Gewinde zum Anzapfen von Bier- und Schnapsfässern her. Die Trompetendreher reihten sich bei den Spielzeugmachern ein. Die Körbchendreher stellten filigran wirkende Ziergegenstände her, die astfreies Ahornholz erforderten; hauptsächlich durchbrochene Büchsen (Durchbruchdosen) und Körbchen ohne Deckel. Der Gegenstand wurde zunächst sehr dünn ausgedreht und mit verschieden geformten Schlageisen durchbrochen. Der Holzverbrauch der Körbchendreher galt als bedeutend.
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Unter den Berchtesgadener Holzdrechslern gab es viele Meister, die mit ihren Erzeugnissen Aufsehen erregten. Graf von Spaur schrieb im Jahre 1800 in seiner "Reise durch Oberdeutschland": "Ich bewundere in den Magazinen verschiedene Kunstwerke, deren feine Ausarbeitung jeden Kunstdrechsler beschämt und die ich plumpen Bauernhänden nie zugetraut haben würde, wenn mich die Kaufleute in Berchtesgaden dessen nicht versichert hätten. Einen ganzen Hausrath von Elfenbein sah ich da in einer Krebsschere; hundert in einander steckende aus Holz gedrechselte Becher so fein wie Postpapier, deren kleinsten man ohne Mikroskopium kaum siehet; hölzernes Obst und Brod, mit allerley Spielwerk noch angefüllt."
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Schaffelmacher, Löffelmacher und Fassbinder
In der Handwerkerordnung von 1535 sind die "Pinter" erwähnt. Als "Pinter" bezeichnete man jene Handwerker, welche mit Reifen gebundene Gefäße herstellten, beispielsweise Schaffel, Eimer, Kübel, Büttern, Milchstötz, Lagl usw. Ein Milchstötz ist ein Holzgefäß, das ohne Nägel aus Brettchen zusammen gefügt wurde. Die Seitenbrettchen wurden von Reifen aus Weide zusammengehalten. Ähnlich gearbeitet waren Schaffeln. Sie dienten zum Waschen, zur Aufbewahrung des Trinkwassers oder als Viehtränke. Die sogenannten Lagln waren Wassergefäße mit Deckel, die von Holzknechten mit zur Arbeit genommen wurden, damit sie unterwegs ihren Durst stillen konnten. Sie wurden auch zum Transport von Lebendfischen verwendet.

Schon vor dem Jahr 1600 bestand in Berchtesgaden ein eigenes Handwerk der Fassbinder, die außer Fässern für den üblichen Gebrauch spezielle Fässer und Steigen für die Verleger zum Versenden der Berchtesgadener Holzwaren anfertigten. Im Jahre 1714 tritt das Handwerk der Schaffelmacher als eigene Zunft in Erscheinung. Es umfasste alle früher als Binder erwähnten Handwerker, auch das "halbe Handwerk" der Löffelmacher lehnte sich daran. Letzteres nannte man deshalb ein halbes Handwerk, weil die Löffelmacher auf Grund wiederholter Gnadenbriefe von den Verpflichtungen und Abgaben zum Teil befreit waren, weil sie ihr Handwerk nur im Winter ausübten und dieses einen sehr geringen Verdienst brachte. Die Löffelmacher werden in der Festgabe zur 50-jährigen Jubelfeier der Vereinigung von Berchtesgaden mit Bayern als Löffelschnitzer der Schnitzerzunft zugeordnet. Sie fertigten die in jeder Haushaltung gebrauchten Kochlöffel aus Ahorn- oder Lindenholz. Ein Löffelschnitzer stellte pro Tag etwa sechs bis sieben Dutzend Gebrauchskochlöffel oder 15 Dutzend Spielzeugkochlöffel her.

Schachtelmacher
Die Berchtesgadener Spanschachteln bildeten einst den Hauptbestandteil der Berchtesgadener Waren und haben durch ihre Einmaligkeit und typische Machart viel zum Bekanntheitsgrad des Berchtesgadener Holzhandwerks beigetragen.

Im Jahre 1596 zählte die Zunft der Schachtelmacher 150 Meister, 62 Gesellen und 17 Lehrlinge. Die Zunft der Schachtelmacher gliederte sich einst in Großschachtel-, Gadel- und Kleinschachtelmacher.

Ein Großschachtelmacher fabrizierte Schachteln bis zu vier Fuß Länge, in denen sechs bis zehn kleinere Schachteln steckten. Die Schachteln waren viereckig mit stark abgerundeten Ecken und wurden aus Fichten- und Tannenholz gefertigt.
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In der Festgabe zur Jubelfeier der fünfzigjährigen Vereinigung des Ländchens Berchtesgaden mit der Krone Bayern von 1860, werden Gadeln als spanschachtelähnliche, oft kreisförmige oder ovale Behältnisse festerer Struktur beschrieben, deren Zargen bedeutend stärker ausgebildet waren als bei den Schachteln. "Dieser im ganzen süddeutschen Gebirge gebräuchlichen Gadeln bedienen sich vornehmlich die Holzarbeiter und Aelpler, welche bei ihren Beschäftigungen an abgelegenen Orten im Gebirge nicht selten Tage und Wochen lang vom Hause abwesend sind, zum Transport und Aufbewahren der nöthigsten Lebensmittel, insbesondere der Butter und des Schmalzes."

Die Klein-Schachtelmacher "Schächterlmacher" stellten Schachteln im Kleinformat her, die als Federn-, Wichs-, Apothekerschachteln oder zum Aufbewahren von Gewürzen verwendet wurden. Für den praktischen Gebrauch wurden die Schachteln zunächst nicht bemalt. Erst später beizte man sie zu besseren Unterscheidung des Inhalts.
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Schnitzer
Außer den "Löffelmachern", gab es zu Beginn der Berchtesgadener Siedlungsgeschichte nur vereinzelt Schnitzer. Zu sehr war das Trachten der Menschen nach praktischen Gegenständen ausgerichtet. Aber nachdem im Jahre 1617 von der fürstlichen Regierung den Knappen des Salzbergwerkes das Recht zugestanden wurde, in ihrer Freizeit ein Holzhandwerk zu betreiben, verlegten sich mehrere von ihnen auf das Schnitzen.

Als in der Folgezeit immer mehr Handwerker zu diesem Handwerkszweig wechselten, sahen sich die Schnitzer genötigt ihr Handwerk zu schützen. 1637 wurde den Schnitzern ein eigener Artikelbrief ausgehändigt. Nun konnte ohne Bewilligung des Zunftmeisters und der Regierung niemand mehr das Handwerk erlernen. Im Jahre 1649 zählte das Handwerk der Schnitzer 37 Mitglieder, die sich innerhalb der nächsten vier Jahrzehnte auf 80 Meister und 30 Gesellen mehrten. Bei dieser Aufzählung waren die Meistersöhne, die ebenfalls schnitzten, nicht eingerechnet.
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Die Schnitzer unterschieden sich nach den verschiedenen Arten ihrer Beschäftigung in mehrere Hauptabteilungen, von denen sich jede nur mit der Anfertigung bestimmter Gegenstände betätigte.
Die Trüherlschnitzer fertigten die bekannten Kinderspielzeuge wie Grillenhäuschen, Schepperl, Puppenmöbel, kleine Wägelchen und dergleichen.
Die Rösslschnitzer stellten kleine hölzerne Pferdchen auf Rädern her.
Aus der Hand der Feinschnitzer stammten die zahlreichen Figuren zu Jagdszenen oder anderen Darstellungen und Krippenfiguren. Zur Feinschnitzerei gehörten aber auch zierliche Laubsägearbeiten wie Verzierungen an Uhrenkästchen, Etageren, Bilderrahmen sowie die Anfertigung der Berchtesgadener Wetterhäuschen, an denen vor allem durchreisende Gäste Gefallen fanden.
Die in Berchtesgaden ansässigen Beindreher und Elfenbeinschnitzer waren ihrer besonderen Kunstfertigkeit wegen berühmt. Sie arbeiteten feine Hausaltärchen, Kämme und Schmuckdosen. 1696 ließ sich der Kurfürst 15 aus Elfenbein geschnittene "Reiterl" nach Bonn schicken.
Sogenannte Herrgottsschnitzer gab es nur vereinzelt. Ein gewisser Andre Kaltenbacher verpflichtete sich 1737 bei seinem "Kreuzlmachen" zu verbleiben und auf keine andere Art von Schnitzarbeit zurückzugreifen.

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts gab es noch 94 Schnitzer, 43 davon schrieben sich mit Familiennamen Rasp. Der Kunstmaler Anton Reinbold wies den Schnitzerzeugnissen und anderer Berchtesgadener Waren zu Anfang des 20.. Jahrhunderts eine neue Funktion zu. Er kam auf die Idee, die bunt bemalten Holzerzeugnisse mit einem Faden in eine Fichte zu hängen und hob damit den Berchtesgadener Christbaumschmuck aus der Taufe.
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Pfeifenmacher

In der Zunft der Pfeifenmacher stellten nur einzelne Handwerker Flöten und später auch Klarinetten her. Die Mehrzahl beschäftigte sich mit der Anfertigung von "Pfeifenwerk für Kinder". Es gab Kinds- oder Spitzbubenpfeiferl, Heller-, Triller- und Rösslpfeifen. Andere machten Zwerch- und Schwegelpfeifen (Querpfeifen aus einem Stück mit Endknauf), auch Landsknechtpfeifen genannt, gelbe Musikpfeifen und Flageoletts.
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Die Pfeifenmacher zählten ursprünglich zu den Drechslern, hatten sich im Laufe der Zeit aber von ihnen getrennt und ein eigenes Handwerk gebildet. Urkundlich erscheinen die Pfeifenmacher erstmals im Jahre 1581. Sie erhielten eine Handwerkerordnung von Propst Jakob II. und bildeten eine Bruderschaft, die die Ehre Gottes fördern sollte und eine Zunft für die handwerklichen Belange.

Wie alle Holzhandwerker musste auch die Pfeifenmacher ihre Arbeiten den hiesigen Verlegern "zubringen". Nur was ihnen diese nicht abnahmen, durfte nach Belieben veräußert werden. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts tauchten nahezu ein Dutzend Pfeifenmacher mit Namen Walch auf.

Schachtelmaler
Im Jahre 1805 wurden 17 Schachtelmaler gezählt. Die ältesten Schachteln waren als Gebrauchsgegenstände unbemalt und dienten ausschließlich Verpackungszwecken. Die ersten Ansätze für einfache Farbgebungen hatten den praktischen Hintergrund, den Inhalt gleich großer Spanschachteln schon von außen zu unterscheiden.

Zum Beizen wurden aus Afrika eingeführte Holzspäne verwendet. Später kam die einfache Bemalung in zwei Tönen zu Geschenkzwecken auf, aus der sich eine reichere, farbenprächtigere Bemalung für Brautschachteln entwickelte. Bei der Bemalung bildeten sich im Laufe der Zeit bestimmte Stilmerkmale heraus, die die Berchtesgadener Erzeugnisse von denen anderer Landschaften unterschieden. Im Barock und Rokoko entwickelte sich eine reichere Mustervielfalt. Die Zusammensetzung der Knochenleimfarben war ein Geheimnis, das nur innerhalb der Familie weitergegeben wurde. Die Bemalung der Schachteln hat sich im Lauf der Zeit immer mehr verfeinert. Die Stempeltechnik, bei der Farbe mit Holzmodeln aufgetragen wird, ist zeitaufwendiger als die Freihandmalerei, weil zum Entwickeln der Muster oftmals viele Stempel ineinandergesetzt und die Schachteln anschließend noch mit phantasievollen Federkielornamenten verfeinert werden.
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